Sie müssen sowieso schon jeden Cent zweimal umdrehen, aber explodierende Lebenshaltungskosten bringen sie jetzt endgültig ans Limit: Im Landkreis Saarlouis arbeiten rund 8.000 Menschen zum Niedriglohn. Und das, obwohl sie einen Vollzeitjob haben. Darauf weist die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten hin. Die NGG Saar beruft sich hierbei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach liegen 18 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten im Landkreis Saarlouis beim Einkommen unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von derzeit 2.344 Euro brutto im Monat.
„In Restaurants, Hotels, Bäckereien und Metzgereien arbeiten besonders viele Menschen zu Mini-Löhnen. Die rasant steigenden Preise für Energie und Lebensmittel treffen sie mit voller Wucht“, sagt Tobias Wolfanger. Für den Geschäftsführer der NGG-Region Saar ist es deshalb jetzt nötig, „Lohn-Täler anzuheben“. Ziel sei es, möglichst viele Beschäftigte im Landkreis Saarlouis von einem „kräftigen Lohn-Plus“ profitieren zu lassen. „Wenn das neue Jahr eine ‚Lohn-Headline‘ hat, dann: ‚10 Prozent plus X‘“, so Wolfanger.
Die NGG habe sich deshalb für 2023 vorgenommen, eine kräftige und dauerhafte Erhöhung der Löhne durchzusetzen – bei Tarifverhandlungen für ganze Branchen genauso wie bei Haustarifverträgen mit einzelnen Betrieben. „Denn die Verbraucherpreise werden oben bleiben. Ziel ist es deshalb, die Einstiegslöhne auf mindestens 13 Euro pro Stunde anzuheben“, macht NGG-Geschäftsführer Tobias Wolfanger klar.
Neben notwendigen, dauerhaft höheren Löhnen und Gehältern werde sich die NGG Saar zusätzlich auch für die kurzfristig wirksame Inflationsausgleichsprämie stark machen. „Bis zu 3.000 Euro ohne Steuern und ohne Abgaben sind ein gutes und zusätzliches Instrument, das die Bundesregierung den Unternehmen an die Hand gegeben hat, um Beschäftigten über die ‚Klippen der Krise‘ zu helfen“, so Wolfanger.
„Vom Einkauf im Supermarkt bis zum Haarschnitt beim Friseur – überall wird es teurer. So teuer, dass sich gerade Geringverdiener viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten können“, warnt Wolfanger. Eine Bäckereifachverkäuferin habe schon in normalen Zeiten Schwierigkeiten, mit ihrem Geld bis zum Monatsende klarzukommen. „Deshalb brauchen Geringverdiener gerade jetzt einen ‚Extra-Lohn-Schub‘. Denn der Job muss auch in der Krise dafür sorgen, dass es nicht am Nötigsten zum Leben hapert. Eine Vollzeitarbeit darf nicht zum Risikofaktor fürs Portemonnaie werden“, sagt Tobias Wolfanger.
gesellschaft
Sie tragen im Vergleich zum Bundesgebiet nur 94 Prozent der durchschnittlichen Krankheitslast. Am stärksten belastet sind der Saarpfalz-Kreis und der Landkreis Neunkirchen mit einer Gesamtbelastung von 104 Prozent. Das geht aus dem Morbiditäts- und Sozialatlas des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Der Atlas zeigt auf der Basis anonymisierter und standardisierter Versichertendaten, wie stark die Bevölkerung im Saarland von Krankheit betroffen ist. „Der Morbiditäts- und Sozialatlas bietet ein realistisches Bild zur gesundheitlichen Situation der Menschen im Saarland. Er ermöglicht zudem detaillierte Aussagen zu wichtigen Krankheiten, zeigt regionale Unterschiede und stellt den Einfluss von Geschlecht, Alter, Einkommen, Bildung und Branche auf die Krankheitslast dar. Interaktive Grafiken erleichtern den Zugang dabei enorm“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Bundesweit wenigste Fälle von Demenz im Saarland
Laut dem Morbiditäts- und Sozialatlas gibt es in keinem Bundesland weniger Fälle von Demenz als im Saarland. Landesweit leiden zwölf Personen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner an diesem Krankheitsbild. Dabei reicht die Rate je 1.000 Personen von zehn Erkrankten im Landkreis St. Wendel bis hin zu 14 im Regionalverband Saarbrücken. Bei psychischen Erkrankungen weist das Saarland im Vergleich aller Bundesländer mit 206 Betroffenen je 1.000 Einwohner den dritthöchsten Wert auf hinter Sachsen (214) und Berlin (213). „Hauptursache für psychische Probleme im Saarland sind Depressionen. Es gibt kein Bundesland, in dem akute, schwerwiegende Belastungsreaktionen häufiger die Ursache für seelische Leiden sind als im Saarland“, sagt Kleis. Bei Lungen- und Lebererkrankungen liege das Saarland im Länder-Ranking je auf Platz drei. Mit solchen Erkenntnissen könne der Atlas wichtige Impulse für die Prävention setzen. Dabei gehe es auch um die Frage, wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement noch zielgruppengerechter ausgebaut werden könne, etwa für ältere Beschäftigte.
BARMER plädiert für geschlechtersensible Förderung der Gesundheit in Betrieben
Grund dafür ist der aktuelle Gesundheitsreport der Krankenkasse, der deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen aus dem Bundesland bei krankheitsbedingten Fehlzeiten im Job belegt. Für den Report wurden Arbeitsunfähigkeitsmeldungen von rund 52.000 BARMER-versicherten Erwerbspersonen mit Wohnsitz im Saarland aus dem Jahr 2021 ausgewertet. Demnach lag die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage unter den männlichen Beschäftigten wegen Verletzungen wie Verstauchungen oder Bänderrissen um 40 Prozent höher als bei erwerbstätigen Frauen. Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland sagt: „Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement berücksichtigt Unterschiede zwischen den Geschlechtern.“
Hand- und Knieverletzungen bei Männern deutlich öfter als bei Frauen
Laut Gesundheitsreport fielen saarländische Männer im Durchschnitt 2,8 Tage wegen Verletzungen im Beruf aus, saarländische Frauen aber nur 2,0 Tage. Bei Brüchen im Bereich des Handgelenks und der Hand hatten erwerbstätige Männer aus dem Saarland sogar ein über doppelt so hohes Fehlzeitenrisiko wie erwerbstätige Frauen aus dem Bundesland (Männer: 0,18 Tage, Frauen 0,07 Tage). „Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement sind geschlechterspezifische Angebote für den jeweiligen Arbeitsplatz erforderlich. Für mehr Arbeitssicherheit bedarf es einer Verhaltensprävention, durch die das Verletzungsrisiko für Männer bei ihren manuellen Tätigkeiten durch vorgegebene und strikt eingehaltene Arbeitsabläufe möglichst gering bleibt“, fordert Kleis.
Männer leiden oft unter psychischen Störungen durch Alkohol
Die Auswertungen für den BARMER-Gesundheitsreport zeigen auch, dass Männer aus dem Saarland im Durchschnitt deutlich seltener wegen psychischer Erkrankungen im Job fehlen als Frauen (Männer: 3,9 Tage, Frauen: 5,9 Tage). Das gilt für Depressionserkrankungen und viele weitere Krankheitsbilder aus dem Bereich der seelischen Leiden. Eine Ausnahme bilden psychische Störungen durch Alkohol. Hier war die Zahl der Fehltage im Beruf unter saarländischen Männern (0,11 Tage) im Jahr 2021 fast doppelt so hoch wie bei saarländischen Frauen (0,06 Tage). „Das Suchtpotenzial und die gesundheitlichen Risiken von Alkohol werden oft unterschätzt. Wer den Verdacht hat, ein Alkoholproblem zu haben, sollte sich ärztlichen Rat einholen“, sagt Kleis. Auch eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppe könne eine gute, erste Anlaufstelle sein.
Probleme mit Kreislaufsystem doppelt so oft bei Männern
Auffallend ist bei den Ergebnissen des Gesundheitsreports zudem, dass es bei Männern im Saarland deutlich öfter zu Arbeitsunfähigkeitstagen wegen Krankheiten des Kreislaufsystems wie hohem Blutdruck und Herzschwäche kommt als bei Frauen aus dem Bundesland. Das Fehlzeitenrisiko war hier bei männlichen Beschäftigten rund doppelt so hoch (Männer: 1,1 Tage, Frauen: 0,6 Tage). „Über das betriebliche Gesundheitsmanagement haben Arbeitgeber die Möglichkeit, mittels Trainings zur Stärkung von Kreislauf und Angeboten zu gesunder Ernährung im Betrieb positiv Einfluss zu nehmen auf das Ausmaß von Kreislauferkrankungen in ihrer Belegschaft. Darüber hinaus können im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements Workshops zum Einsatz kommen, in denen Beschäftigte den Einsatz von Entspannungstechniken lernen“, berichtet Kleis.
Höhere Löhne auf dem Dach
Höhere Löhne fürs Arbeiten ganz oben: Dachdecker im Kreis Saarlouis bekommen deutlich mehr Geld. Der Stundenlohn für Gesellen ist zum November auf 20,50 Euro gestiegen – ein Plus von 5 Prozent. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mit und ruft die Beschäftigten jetzt dazu auf, ihren nächsten Lohnzettel zu prüfen.
„Für Gesellen geht es immerhin um rund 170 Euro mehr im Monat. Wer leer ausgeht, sollte sich an die Gewerkschaft wenden“, sagt Ute Langenbahn, Bezirksvorsitzende der IG BAU Saar-Trier. Insgesamt gibt es im Landkreis Saarlouis nach Angaben der Arbeitsagentur 38 Dachdeckerbetriebe mit derzeit rund 250 Beschäftigten.
Auch für eine Inflationsprämie habe sich die IG BAU am Verhandlungstisch stark gemacht: „Es gibt 950 Euro, um zu helfen, die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten aufzufangen. Das Geld kommt in zwei gleichen Raten im Frühjahr 2023 und 2024. Es ist steuerfrei. Auch Sozialabgaben entfallen“, sagt Ute Langenbahn. Ein weiteres Lohn-Plus von 3 Prozent wird es nach Angaben der IG BAU bereits im nächsten Oktober geben. „Außerdem tut sich für viele jetzt auch beim Urlaub etwas. Es gibt bis zu zwei Tage mehr“, so Langenbahn.
Die Unternehmen setzten zudem auf den Nachwuchs: „Es gehört zum Job der Dachdecker, Solarpanels auf die Dächer zu bringen. Um stärker auf Sonnenenergie im Kreis Saarlouis zu setzen, braucht das ‚Klima-Handwerk‘ allerdings Azubis. Deshalb wird auch die Ausbildung in Dachdeckerbetrieben jetzt noch attraktiver“, sagt IG BAU-Bezirksvorsitzende Ute Langenbahn. Die Ausbildungsvergütung werde für jedes Ausbildungsjahr in zwei Schritten angehoben. So erhalten Auszubildende nach Angaben der IG BAU Saar-Trier im 3. Lehrjahr künftig 1.260 Euro. Ab Oktober nächsten Jahres sind es dann sogar 1.320 Euro.
Lesung und Gespräch mit Felicia Ewert zu ihrem Buch:
„Trans.Frau.Sein.“
am Freitag, 9. Dezember 2022, um 19: 30 Uhr, in der FrauenGenderBibliothek Saar
„Trans.Frau.Sein“ beschreibt bestehende Diskriminierungsmechanismen, die sich gegen transgeschlechtliche Menschen richten.
Die Kritik der Autorin bietet auf gesellschaftlicher Ebene Einblicke in rechtliche Aspekte des Transsexuellengesetzes und in medizinisch psychologische Bereiche wie z. B. die Gutachtenpraktiken.
Trans. Frau. Sein. ist eine Kombination aus wissenschaftlicher Arbeit, überspitzter satirischer Darstellung und autobiographischen Elementen aus dem persönlichen (Er)- Leben der Autorin.
Felicia Ewert lebt in Marburg. Sie ist Politikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Geschlechterforschung. Sie ist eine Frau, transgeschlechtlich und ziemlich lesbisch. Felicia hält Vorträge zu Cissexismus, Homofeindlichkeit, Transfeindlichkeit und Transmisogynie. (Verlagstext edition assemblage)
Trans. Frau. Sein.
Freitag, 09.12.2022, um 19:30h
Eintritt: frei
Ort: FrauenGenderBibliothek Saar, Großherzog-Friedrich-Str. 111, 66121 Saarbrücken
Wir bitten um Anmeldung: oder
Veranstalter*innen: LSVD Saar, FrauenGenderBibliothek Saar und AK Queer der Universität des Saarlandes
Die Veranstaltung wird gefördert vom Bundesprogramm Demokratie Leben! und der Landeshauptstadt Saarbrücken.
Synode des Kirchenkreises Saar-West regt Änderung der kirchliche Beflaggungsverordnung an
Die Synode des Kirchenkreises beschloss auf ihrer Jahrestagung nach kontroverser Debatte, bei der Landeskirche einen Antrag einzureichen, um eine entsprechende Gesetzesänderung der Beflaggungsordnung zu erwirken. Ziel ist es, das Hissen aller Fahnen zu gestatten, die „keinen kommerziellen, werbenden, diskriminierenden oder parteipolitischen Hintergrund haben“.
Dadurch solle den Gemeinden „mehr Vielfalt und Freiraum zugesprochen werden, um Toleranz und Nächstenliebe sowie christliche Symbole in die Welt zu tragen“, sagte Annette Vollmer, eine der Antragstellerinnen, bei der Einbringung. Nach der bisherigen Beflaggungsverordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland ist einzig die Kirchenfahne mit dem violetten Kreuz auf weißen Grund an kirchlichen Fahnenmasten gestattet. Das sei nicht mehr zeitgemäß, so die Befürworter des Antrags. „Kirche soll zeigen, was sie denkt, auch anstößig sein, aber immer mit dem lila Kreuz im gedanklichen Hintergrund“, betonte etwa Pfarrer Volker Bier von der Telefonseelsorge. Kritiker befürchteten in der Aushebelung der aktuell sehr restriktiven Gesetzeslage Missbrauch und mahnten Geschichtsbewusstsein an.
Hintergrund der Beflaggungsverordnung aus dem Jahr 1947 war die Instrumentalisierung der kirchlichen Fahnenmasten in der Nazi-Zeit, verbunden mit der hohen symbolischen Bedeutung der Kirchenfahne, die an einigen Orten als Symbol des Widerstands gehisst worden war.
Wird die Gesetzesänderung von der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche in Deutschland befürwortet, könnte bald neben der Kirchenfahne auch beispielsweise der Regenbogen wehen.
Synode des Evangelischen Kirchenkreises Saar-
West mit Plädoyer für Frieden im Kongo
Seit Jahrzehnten unterhält der saarländische Kirchenkreis eine Partnerschaft in den dortigen Kirchenkreis Goma.
Vor einer Delegation aus Goma verabschiedeten die 85 Delegierten aus 26 Kirchengemeinden eine Resolution sich bei kirchlichen Funktionären und in der Öffentlichkeit dafür einzusetzen, die Friedensbemühungen im Kongo zu unterstützen und sich für eine Ächtung des Handels mit illegal exportierten Erdedelmetallen einzusetzen.
Während in Europa über zwei Generationen lang Frieden herrschte, ist der Kongo seit 30 Jahren Austragungsort von kriegerischen Auseinandersetzungen aufgrund von Rohstoffhandel. Überfälle durch Milizen, Gewalt und Entführungen sowie massive Fluchtbewegungen sind dort erschreckender Teil des Alltags. Man habe lange nicht wahrgenommen, was diese schwierige Sicherheitslage für die Menschen im Partnerkirchenkreis bedeute, bekannte Superintendent Christian Weyer „In diesem Sinne sind wir durch die Ukraine aufgewacht aus unserem Traum“, gab Weyer zu. Fabien Kakwire, Superintendent des Partnerkirchenkreises Goma aus der Demokratischen Republik Kongo, der mit einer Delegation an der Synode teilnahm, bedankte sich für den Beistand, die Gastfreundschaft und die inzwischen fast 40-jährige Partnerschaft zwischen Goma und Saarbrücken. Künftig sollen insbesondere wechselseitige Begegnungen das nachhaltige Fundament der Partnerschaftsarbeit sein. Für das kommende Jahr ist ein Fachkräfteaustausch zwischen einer École maternelle im Kongo und der evangelischen Kindertagesstätte Saarlouis geplant.
In seinem Rechenschaftsbericht an die Synode identifizierte Superintendent Weyer den massiven Personalmangel, insbesondere bei den Pfarrerinnen und Pfarrern, als erhebliche Herausforderung der evangelischen Kirche in der heutigen Zeit. Schon jetzt gebe es kaum Bewerbungen auf frei gewordene Stellen. Bedingt durch Ruhestandsversetzungen und wenig Nachwuchs sei die Situation in manchen Regionen bedrohlich. „Es fehlt an allen Ecken und Enden“, sagte Weyer angesichts von derzeit einigen unbesetzten Pfarrstellen und dem Fachkräftemangel in anderen Bereichen. Künftig müsse genau überlegt werden, was Kirche noch leisten könne und wie der pastorale Dienst strukturiert werden kann. Und auch bei Gebäuden müsse angesichts steigender Erhaltungs- und energetischer Verbrauchskosten geplant werden, welche Gebäude energetisch saniert und langfristig Bestand hätten. Clemens Grünebach, Leiter des katholischen Pastoralen Raums Saarbrücken plädierte in diesem Zusammenhang für eine „Ökumene der Problemlösungen“, etwa in der gemeinsamen Nutzung von Gebäuden.
Einstimmig sprach sich die Synode dafür aus, die Landeskirche um Sicherung und Stärkung des Arbeitsgebietes Kindergottesdienst zu ersuchen. Ziel sei es, ein flächendeckendes und niedrigschwelliges Fortbildungsangebot für Ehrenamtliche in diesem Arbeitsgebiet zu langfristig erhalten und weiterzuentwickeln. Außerdem fordert der Kirchenkreis von der Landeskirche, einen zusätzlichen Ausbildungskurs für künftige Prädikantinnen und Prädikanten, also neben- oder ehrenamtliche Predigerinnen und Prediger, einzurichten. Die hohe Nachfrage würde seit Jahren zu langen Wartelisten und mehrjähriger Wartezeit führen, begründete die Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken ihren Antrag.
Außerdem beschlossen die Delegierten den Haushaltsplan und die kreiskirchlichen Umlagen, unter anderem für die Diakonie Saar, den Verband Evangelischer Kindertagesstätten im Saarland (VEKiS) sowie den Kirchenkreisverband An der Saar. Nach den derzeitigen Planungen stehen den Kirchengemeinden im Kirchenkreis Saar-West im nächsten Jahr bis zu 106,86 Euro pro Gemeindeglied zur Verfügung, was etwa auf Höhe von 2022 liegt.
Der Evangelische Kirchenkreis Saar-West gehört zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Er erstreckt sich von Rilchingen-Hanweiler im Osten entlang der Saar bis nach Perl im Westen und bis Lebach und Wadern im Norden des Saarlandes. Derzeit leben dort gut 74.000 Protestanten in 26 Gemeinden. Sitz der Superintendentur ist Saarbrücken. Superintendent ist derzeit Pfarrer Christian Weyer.
So übernimmt Dominik Gregorius den Vorsitz von dessen Vorgänger Lorig und übergibt sein bisheriges Amt als stellvertretender Vorsitzender an Tobias Petry. Iris Geisinger wurde zur neuen Schatzmeisterin, Michael Schmitz zum Schriftführer gewählt. Zum Beisitzer wurden Renate Schmitt und Christa Galinowski gewählt.
Erwähnenswert ist neben dem deutlich gesunkenen Durchschnittsalter des Vorstandes, dass man gleich mehrere aktive „Bereitschaftskräfte“ für ein Vorstandsamt begeistern konnte.
„Nach zwei schwierigen Jahren für das DRK Völklingen sowie für das Ehrenamt im Allgemeinen, werden wir mit unserem neuen Vorstand und unseren engagierten Mitgliedern vorangehen. Zunächst gilt es hierbei, zuletzt kaum genutzte Potenziale zu wecken und unsere Kernprojekte wieder zu etablieren.“, zeigte sich Gregorius optimistisch.
Das Deutsche Rote Kreuz Völklingen bedankt sich bei allen ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern für die langjährige Arbeit.
Der neue Vorstand im Überblick: Vorsitzender Dominik Gregorius, Stellvertretender Vorsitzender Tobias Petry, Schatzmeisterin Iris Geisinger, Schriftführer Michael Schmitz, Beisitzer Renate Schmitt und Christa Galinowski.
BARMER erprobt mit saarländischen Kliniken sicherere Arzneimitteltherapie
Wie sich die Sicherheit der Arzneimitteltherapie an der Schnittschnelle von Klinik und Arztpraxis optimieren lässt, wird im Saarland künftig beim Projekt „TOP“ getestet. TOP steht für „Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit“ und wird vom Innovationsfonds des Bundes mit rund 9,3 Millionen Euro für vier Jahre gefördert. Bei dem Projekt arbeiten im Saarland die BARMER, das Klinikum Saarbrücken und die SHG-Kliniken Völklingen zusammen. Bei TOP sollen Patientinnen und Patienten durch das Schließen von Informationslücken vor Schaden aufgrund unzureichend abgestimmter Wirkstoffkombinationen geschützt werden. „Zu neuen Patientinnen und Patienten im Krankenhaus fehlen oft Angaben zur Behandlung von Krankheiten und dazu verordneten Arzneien. Gerade bei mehreren Erkrankungen und einer Versorgung durch verschiedene Ärztinnen und Ärzte steigt das Risiko für gesundheitsgefährdende Fehler“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Aktuelles Wissen sichergestellt
Das Projekt ermöglicht, alles Wichtige zur medizinischen Vorgeschichte aus Routinedaten der Krankenkasse ohne Zeitverzug den behandelnden Ärztinnen und Ärzten im Krankenhaus zu übermitteln. Sie erhalten eine Liste aller verordneten Arzneien und werden durch eine Software auf Risiken der Arzneimitteltherapie hingewiesen. „In der ambulanten Versorgung werden 1.860 Wirkstoffe in 445.000 Kombinationen verordnet. Diese Vielfalt kann niemand ohne elektronische Unterstützung beurteilen. TOP erhöht die Sicherheit für Patientinnen und Patienten, die mehrere Arzneien einnehmen“, sagt Kleis. Patientinnen und Patienten, die eine komplexe und riskante Arzneimitteltherapie erhielten, würden in chirurgischen Abteilungen durch eine Stationsapothekerin oder einen ‑apotheker mitbetreut. Sie unterstützten auch den Entlassungsprozess, damit beim Wechsel zurück in die hausärztliche Betreuung keine Informationen verloren gingen. „TOP ist Teil der Gesamtstrategie der BARMER für mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie und wird in bundesweit 14 Kliniken praktisch erprobt“, erläutert Kleis. Projektpartner sei auch die AOK Nordost.
Aktive Rolle des Winterbergs bei Arzneimitteltherapiesicherheit
Der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Klinikums Saarbrücken, Dr. Christian Braun, betonte die bereits seit Jahren aktive Rolle des Winterbergs beim Thema Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS): „AMTS ist seit fast 20 Jahren ein wichtiges Thema auf dem Winterberg. Als erstes Krankenhaus in Deutschland haben wir elektronische Verordnungsunterstützung eingesetzt, den ersten Kongress für AMTS 2005 mit dem Bundesgesundheitsministerium veranstaltet. Auf nationaler Ebene geben wir seitdem durch Vorbildfunktion und Diskussionsbeiträge dem Thema Schwung.“ Das Klinikum erhoffe sich von dem Projekt Veränderungen auf der Systemebene: „Diese sind notwendig, damit Krankenhäuser besser sektorübergreifend zusammen mit den niedergelassenen Kollegen für eine sichere Arzneimitteltherapie der Patienten sorgen können.“
Bei vier von fünf Notfallpatienten fehlen wichtige Informationen
Professor Daniel Grandt, Chefarzt der Inneren Medizin I am Klinikum Saarbrücken, sagte: „Eine vom Deutschen Krankenhausinstitut durchgeführte Befragung von Krankenhäusern in Deutschland hat gezeigt, dass bei vier von fünf Notfallpatienten für Behandlungsentscheidungen wichtige Informationen zum Patienten fehlen. Studien zeigen, dass diese Informationsdefizite häufig Ursache von Medikationsfehlern sind. Obwohl Krankenhausärzte im Durchschnitt 22 Minuten pro Patient aufwenden, um fehlende Informationen zu recherchieren, bleibt die Übersicht über Erkrankungen und aktuelle Arzneimitteltherapie oft lückenhaft. Arzneimittel-therapie im Blindflug aber ist ein unkalkulierbares Risiko! Das Projekt TOP behebt dieses Problem.“
„Baustein zur Verbesserung der Patientensicherheit im Krankenhaus“
Professor Harald Schäfer, Chefarzt Medizinische Klinik II an den SHG-Kliniken Völklingen, sagte: „Das Projekt ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Verbesserung der Patientensicherheit im Krankenhaus. Krankheits- und medikamentenrelevante Vorinformationen der Patienten stehen für die Krankenhausärzte bei Aufnahme zur Verfügung. Kritische Medikamenteninteraktionen können vermieden werden. Patienten und Hausärzte erhalten bei Entlassung wichtige Zusatzinformation bezüglich der Arzneimitteltherapie“.
Bildunterzeile (Bild im Anhang):
Wollen die Sicherheit der Arzneimitteltherapie an der Schnittschnelle von Klinik und Arztpraxis optimieren (v.l.n.r.): Professor Daniel Grandt, Chefarzt der Inneren Medizin I am Klinikum Saarbrücken, Dr. Christian Braun, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikums Saarbrücken, BARMER-Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis und Professor Harald Schäfer, Chefarzt Medizinische Klinik II an den SHG-Kliniken Völklingen.
Foto: BARMER/J. Weyland