Gemeinsam stark gegen K.O.-Tropfen

Vorstellung der Plakate zur Kampagne „Mich kriegst du nicht K.O.! – Gemeinsam stark gegen K.O.-Tropfen!“ mit Bürgermeister Michael Forster, Landrat Dr. Theophil Gallo und den kommunalen Frauenbeauftragten Birgit Rudolf und Anke Michalsky (v.l.) - &opy; Beate Ruffing

K.O.-Tropfen, Abkürzung für Knock­out-Tropfen, sind Medika­mente, die eine narko­tisierende Wirkung haben, aber auch bis zur Bewusst­losigkeit und zum Tod führen kön­nen. Sie wer­den unbe­merkt in Getränken oder Speisen verabre­icht, sind so kaum zu schmeck­en und zu riechen. Die Wirkung ist ver­heerend: 15 bis 30 Minuten nach der Ein­nahme wird es den Betrof­fe­nen meis­tens übel und schwindlig. Die Opfer sind willen- und wehr­los. Unter Wirkung der K.O.-Tropfen kommt es oft­mals zu Verge­wal­ti­gun­gen, sex­uellen Beläs­ti­gun­gen und Raub­de­lik­ten. Nach dem Erwachen haben die Opfer Gedächt­nis­lück­en oder kein­er­lei Erin­nerun­gen daran, was geschehen ist. Ins­beson­dere junge Frauen sind häu­fig Opfer von Über­grif­f­en, die auf K.O.-Tropfen zurück­ge­hen. Viele Opfer sind unsich­er, was wirk­lich passiert ist und scheuen sich, Hil­fe in Anspruch zu nehmen.

Hier set­zt die Präven­tion­sar­beit der Kam­pagne „Mich kriegst du nicht K.O.! – Gemein­sam stark gegen K.O.-Tropfen!“ an. Sie wurde vom Min­is­teri­um für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesund­heit des Saar­lan­des sowie der Lan­desar­beits­ge­mein­schaft Kom­mu­nale Frauen­beauf­tragte in Zusam­me­nar­beit mit den spezial­isierten Fach­ber­atungsstellen bei sex­ueller Gewalt Nele, Phönix, Frauen­notruf sowie dem Weißen Ring entwick­elt. Über eine lan­desweit wahrnehm­bare Buswer­bung, City­light-Poster und Aufk­lärung mit mobilen Aktion­steams, die in Diskotheken, Clubs, Stadt­festen unter­wegs sind, wird auf die Gefahr aufmerk­sam gemacht. Hinzukom­men Fly­er und Plakate in Behör­den und Schulen. An den Hom­burg­er Unikliniken wurde jüngst von den kom­mu­nalen Frauen­beauf­tragten der Kreis­stadt Hom­burg und des Saarp­falz-Kreis­es die Bus­bek­le­bung vorgestellt.

„Die Aktion­steams sen­si­bil­isieren für ein acht­sames, präven­tives Ver­hal­ten. Dazu gehört beispiel­sweise, keine offe­nen Getränke von Unbekan­nten zu nehmen oder Getränke nicht unbeobachtet zu lassen. Zugle­ich geben sie Tipps für den Ver­dachts­fall. Inter­es­sant ist ein K.O.-Tropfen-Testarmband, das inner­halb von zwei Minuten die gefährliche Sub­stanz nach­weist“, informiert Anke Michal­sky, Frauen­beauf­tragte der Kreis­stadt Hom­burg, hierzu. Es gibt im Saar­land keine eigene Sta­tis­tik über die Fälle mit K.O.-Tropfen. Sie ste­hen in Zusam­men­hang mit Sex­u­al­straftat­en und/oder Frei­heits­ber­aubung. Für Bir­git Rudolf, Frauen­beauf­tragte des Saarp­falz-Kreis­es, ste­ht fest: „Sowohl die Sub­stanz als auch auf­grund von Erin­nerungslück­en der Opfer sind die Tat­en schwierig nachzuweisen und damit strafrechtlich zu ver­fol­gen. Das macht es den Tätern leicht. Die Fol­gen für die Betrof­fe­nen sind sehr belas­tend und trau­ma­tisierend. Es ist eine grauen­volle Vorstel­lung, Opfer ein­er K.O.-Tropfen-Attacke zu wer­den.“

„Aktuell gibt es in der Kreis­stadt keine Club- und Diskotheken­szene. Eher sind Kneipen ange­sagt. Das bedeutet nicht, dass wir die Augen ver­schließen dür­fen. Die jun­gen Leute besuchen Clubs und Diskotheken im Umland oder übers Jahr unsere Stadt­feste und der Niko­laus- und Wei­h­nachts­markt. Ich bin den kom­mu­nalen Frauen­beauf­tragten dankbar für diese Aktion“, so Bürg­er­meis­ter Michael Forster. Lan­drat Dr. Theophil Gal­lo appel­liert, Hil­fe in Anspruch zu nehmen, aber auch Anzeige bei der Polizei zu erstat­ten: „Es ist belas­tend, das Erlebte bei der Befra­gung durch die Polizei noch ein­mal aufzurollen und rechtliche Schritte einzuleit­en. Aber nur so wird es möglich, Täter oder reg­istri­erte Wieder­hol­ungstäter zur Ver­ant­wor­tung zu ziehen. Aus meinen Gesprächen und Ter­mi­nen bei der saarpfälzis­chen Polizei kann ich sagen, dass es dort Polizeibeamtin­nen und –beamte gibt, die sich sen­si­bel und ein­fühlsam küm­mern kön­nen.“

„Ein Großteil der Men­schen, die Opfer von K.O.-Tropfen gewor­den sind, scheuen sich, Hil­fe in Anspruch zu nehmen. Ein Prob­lem ist hier, dass viele unsich­er sind, was wirk­lich passiert ist,“ so Frauen­staatssekretärin Bet­ti­na Altesleben. „Wie die hohe Dunkelz­if­fer und die geringe Inanspruch­nahme medi­zinis­ch­er und psy­chosozialer Hil­fen der Opfer zeigen, ist die Sen­si­bil­isierung der Öffentlichkeit für die The­men K.O.-Tropfen und sex­uelle Gewalt beson­ders wichtig.“

Ziel der Kam­pagne, die in Verbindung zur Kam­pagne des Lan­des „Sex­uelle Gewalt hin­ter­lässt Spuren“ ste­ht, ist die Sen­si­bil­isierung für die Gefahren, die aus der Verabre­ichung von soge­nan­nten K.O.-Tropfen resul­tieren. Zugle­ich wer­den Strate­gien aufgezeigt, die es ermöglichen, sich und andere bess­er zu schützen. Mit einem Video­clip, der über diverse Social Media Kanäle geteilt wer­den kann, sollen ins­beson­dere junge Men­schen erre­icht und für das The­ma sen­si­bil­isiert wer­den (https://www.facebook.com/soziales.saarland/posts/5479988765438656 ).

„Wir wollen Opfer sex­ueller Gewalt durch die Kam­pagne auch ermuti­gen, sich Hil­fe zu holen und ver­trauliche medi­zinis­che Soforthil­fe in Anspruch zu nehmen, die wir im Saar­land seit 2014 mit der ver­traulichen Spuren­sicherung nach sex­ueller Gewalt anbi­eten. Dafür hal­ten wir im Saar­land flächen­deck­end in Kliniken und Facharzt­prax­en entsprechende Ange­bote vor,“ so Staatssekretärin Bet­ti­na Altesleben.

Wenn der Ver­dacht beste­ht, dass man selb­st oder eine andere Per­son Opfer von K.O.-Tropfen gewor­den ist, soll­ten Betrof­fene so rasch wie möglich in einem Kranken­haus eine Probe­nahme von Blut und Urin und die damit in Zusam­men­hang ste­hende Doku­men­ta­tion vornehmen lassen. Auch wenn sich jemand (noch) nicht zu ein­er Anzeige entsch­ieden hat, ist es wichtig, für ein möglich­es Strafver­fahren, Proben, Befunde und Fotos von Ver­let­zun­gen ver­traulich sich­ern zu lassen.

Infor­ma­tio­nen zur ver­traulichen Spuren­sicherung nach sex­ueller Gewalt:

Um die medi­zinis­che Ver­sorgung der Opfer sex­ueller Gewalt zu verbessern und ihnen den Zugang zu ein­er “ver­fahren­sun­ab­hängi­gen” Beweis­sicherung zu ermöglichen, hat die Lan­desregierung in Koop­er­a­tion mit dem Frauen­notruf Saar­land und weit­eren Koop­er­a­tionspart­nern ein Ver­fahren zur ver­traulichen Spuren­sicherung nach sex­ueller Gewalt einge­führt: Betrof­fene Opfer sex­ueller Gewalt, die unmit­tel­bar nach der Tat nicht in der Lage sind, die Entschei­dung für eine Strafanzeige zu tre­f­fen, haben mit der ver­traulichen Spuren­sicherung die Möglichkeit, die Spuren der Gewalt­tat auch ohne polizeiliche Anzeige gerichts­fest sich­ern zu lassen. Sie erhal­ten damit den Zugang zu einem Ange­bot, das ihnen die Möglichkeit für eine selb­st­bes­timmte Entschei­dung — für oder gegen eine (sofor­tige) Anzeige — sowie Zeit und Raum für die Bewäl­ti­gung ihrer schwieri­gen Sit­u­a­tion gibt. 

Das Ange­bot ist für Betrof­fene kosten­los und kann im Saar­land sowohl in aus­gewählten Kliniken als auch in niederge­lasse­nen Prax­en wahrgenom­men wer­den. Auf der Seite www.spuren-sichern.de sowie unter der Tele­fon­num­mer (0681) 844 944 erfahren Betrof­fene rund um die Uhr, wo das ver­trauliche Hil­feange­bot in Anspruch genom­men wer­den kann. Betrof­fene haben hier außer­dem die Möglichkeit, sich über das Ver­fahren und die Kon­tak­t­dat­en von Beratungsstellen in Wohnort­nähe zu informieren.

Hil­fe- und Beratungsange­bote für Frauen sowie Kinder und Jugendliche bei häus­lich­er und/oder sex­ueller Gewalt

Frauen­notruf Saar­land Tel. (0681–36767) Mail: notrufgruppe-sb@t‑online.de www.frauennotruf-saarland.de

Bun­desweites Hil­fetele­fon Gewalt gegen Frauen Tel. (0800) 116016 www.hilfetelefon.de

Polizei Notruf 110

Nele — Beratung gegen sex­uelle Aus­beu­tung von Mäd­chen Tel. (0681) 32043 Mail: nele-sb@t‑online.de www.nele-saarland.de

PHOENIX — Beratung gegen sex­uelle Aus­beu­tung von Jun­gen Tel. (0681) 7619685 Mail:

Beratungs — und Inter­ven­tion­sstelle für Opfer von häus­lich­er Gewalt Mail: www.skf-saarbruecken.de Tel. (0681) 3799610

Weißer Ring LV Tel. (0681) 67319 Mail: SOS-KINDERSCHUTZ und Beratung Saar Tel. (0681) 9365275 Mail:

ALDONA e.V. — Beratungsstelle für Migran­tinnen Mail: Aldona-ev@t‑online.de www.aldona-ev.de Tel. (0681) 373631

Interkul­turell- Beratung von Frauen für Frauen Tel. (0681) 373535 oder (0681) 40 14 76 50 Mail: , www.beratung-interkulturell.com

Krisen­tele­fon und Beratung bei (dro­hen­der) Zwangsver­heiratung 0 800 – 16 11 111 (kosten­los); Online-Beratung: http://www.zwangsheirat-saarland.de/

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