Retentionsmulden sorgen für Entlastung bei Starkregen

v.l.n.r.: Marco Bour, Mitarbeiter ABBS, Gerd Lang, Stabsstellenleiter Gewässer- und Hochwasserschutz, und der zuständige Beigeordnete Markus Schmitt an einer Retentionsmulde - © Florian Jung

„Mit ein­fachen, rel­a­tiv kostengün­sti­gen Maß­nah­men kann man bei Starkre­gen schon viel bewirken“, erk­lärt Gerd Lang, Stab­sstel­len­leit­er Gewäss­er- und Hochwasser­schutz. Denn die The­men Starkre­gen und Hochwass­er beschäfti­gen Bürg­er wie Stadtver­wal­tung seit der Katas­tro­phe im Ahrtal noch mehr. So wird über­all in der Stadt nach natür­lichen Stellen gesucht, in denen ablaufend­es Wass­er ver­sick­ern kann. Bestes Beispiel ist die Straße „An der Kohldell“. Bei Starkre­gen läuft an deren tief­ster Stelle Wass­er vom Wald­fried­hof herunter und über­schwemmt schlimm­sten­falls die Keller der anliegen­den Häuser.

Um diese Gefahr einzudäm­men, wurde eine erste natür­liche Mulde am Wald­weg mit Drosselk­lap­pen verse­hen, so dass sich das Wass­er hier etwas länger stauen kann. Wenige Meter darunter wurde ein Abflussrohr aus dem Wald unter dem Weg hin­durch in eine zweite Mulde ver­legt, die das Wass­er auf­fängt und ver­sick­ern lässt. Und auf dem Fried­hof­s­park­platz wurde ein Grün­streifen zu ein­er Reten­tion­s­mulde umgestal­tet: Bor­d­ste­in­stücke wur­den tiefer gelegt und die Mulde wurde gedrosselt, so dass sich das Wass­er auch hier sam­meln und ver­sick­ern kann. Am Rande des Park­platzes an der Straße staunen Bürg­er und Pas­san­ten nicht schlecht über eine ungewöhn­liche, etwa 50 Zen­time­ter bre­ite Absenkung des Bor­d­steins – hier­mit wurde dem Wass­er der Weg in Rich­tung Mulde ermöglicht. Ein­fache, aber geniale Möglichkeit­en, das Wass­er stufen­weise in natür­liche Beck­en zu leit­en, wo es ver­sick­ern kann. Die drei Mulden fassen ins­ge­samt etwa 7.000 Kubik­me­ter Wass­er – vor denen sind die im „Tal“ gele­ge­nen Häuser schon ein­mal geschützt.

„Voll­ständi­ger Schutz ist bei Starkre­gen nicht möglich, weil Zeit­punkt, Ort und Menge ein­fach unvorherse­hbar sind“, erk­lärt Markus Schmitt, Beige­ord­neter für nach­haltige Stad­ten­twick­lung. Aber St. Ing­bert nutze seine geografis­chen Gegeben­heit­en, um die Bürg­er so gut wie möglich zu ent­las­ten, so Schmitt. Ähn­liche Reten­tion­s­mulden gibt es bere­its am Kle­ber­wei­her, an der Straße „An der Kolonie“ und im Bet­zen­tal zwis­chen Park­platz und Auto­bahn. Außer­dem gibt es weit­ere Möglichkeit­en: Im engen Kon­takt mit der Auto­bah­nge­sellschaft und den Forst­be­trieben sucht er nach weit­eren Ver­sickerungsmulden im Bere­ich Süd­straße und Ober­würzbach. „Und in der Innen­stadt fungiert mit­tler­weile durch Erhöhung der Rück­stauebene die Gus­tav-Clauss-Anlage als großes Rück­hal­te­beck­en mit einem Vol­u­men von 25.000 Kubik­me­ter“, fügt er hinzu.

So wird im Laufe der näch­sten Zeit in der Kom­bi­na­tion aus Hochwasser­pegel-Sen­soren an den St. Ing­bert­er Bächen, ein­er Starkre­genkarte, die derzeit in Entwick­lung ist, und den vorhan­de­nen und neuen Reten­tions­beck­en ein Sys­tem entste­hen, das die Bürg­er ent­lastet. Den­noch sind auch alle Bürg­er und Haus­be­sitzer aufge­fordert, an ihren Grund­stück­en selb­st nach Möglichkeit­en der Ver­sickerung von Wass­er zu suchen und diese umzuset­zen. Dazu gehören möglichst große Ver­sickerungs­flächen im Garten, Fall­rohre, die in eine Zis­terne, eine Regen­tonne und Gelän­de­mod­el­lierun­gen, die an bekan­nten Schwach­stellen das Ein­drin­gen von Wass­er ver­hin­dern oder verzögern kön­nen.

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