Stadtarchiv erhält Kaufvertrag der Rohrbacher Glashütte aus dem Jahr 1854

Manfred Barth (2.v.r.) übergibt den historischen Kaufvertrag an OB Dr. Ulli Meyer. Mit dabei waren Dr. Heidemarie Ertle (rechts), Leiterin Stadtarchiv, und Klaus Barth (links), der Sohn von Manfred Barth und Meister beim städtischen Baubetriebshof - © Thomas Bastuck

Die Glash­er­stel­lung war in St. Ing­bert neben der Grube und dem Eisen­werk ein wichtiger Wirtschafts­fak­tor. Anfang des zwanzig­sten Jahrhun­derts pro­duzierten Män­ner und Frauen in sechs Glashüt­ten vor allem Flaschen sowie Fen­ster- und Tafel­glas. St. Ing­bert galt kurz nach dem Ersten Weltkrieg als das Zen­trum der gesamten süd­west­deutschen Glasin­dus­trie. Als nach dem Krieg die Absatzmöglichkeit­en in Deutsch­land und Frankre­ich sanken, weit­ete sich der Ver­trieb zunächst in die ganze Welt aus. Doch schon bald waren die Glashüt­ten nicht mehr konkur­ren­zfähig und wur­den nach und nach geschlossen. Als let­zte wurde die noch 1918 neu erbaute St. Ing­bert­er Glashütte der Vere­inigten Vopelius’schen und Wentzel’schen Glashüt­ten im Jahr 1975 still­gelegt.

Ein Schatz aus ein­er Pri­vat­samm­lung

Ein beson­deres Zeug­nis dieser längst ver­gan­genen Zeit fand sich kür­zlich in den Schränken des ehe­ma­li­gen Stad­tratsmit­glieds Man­fred Barth, Sohn des St. Ing­bert­er Heimat­forsch­ers Her­mann Peter Barth (*1905, ✝1965). Her­mann Peter Barth hat­te dem Stadtarchiv bere­its zu Lebzeit­en einen umfassenden Nach­lass sein­er Forschungsar­beit­en hin­ter­lassen. Nun fand sein Sohn in den verbleiben­den Unter­la­gen des Vaters ein weit­eres, his­torisch bedeut­sames Doku­ment – einen Kaufver­trag für die Rohrbach­er Glashütte aus dem Jahr 1854. Dieses wertvolle Doku­ment übergibt er dem Stadtarchiv als Schenkung.

„Dieser Kaufver­trag ist ein klein­er, aber sehr inter­es­san­ter Baustein in der Geschichte St. Ing­berts“, freut sich die Lei­t­erin des Stadtarchivs Hei­de­marie Ertle. „Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele „Schätze“ in pri­vat­en Samm­lun­gen ruhen. Da sie für die Besitzer meist einen ideellen Wert haben, ist es umso dankenswert­er, wenn sie sie uns zur Ver­fü­gung stellen.“ 

Die Rohrbach­er Glashütte

Die Rohrbach­er Glashütte wurde nach Recherchen des Heimat­forsch­ers Karl Abel Mitte des achtzehn­ten Jahrhun­derts von Johannes Weigand gegrün­det. Es wurde Gebrauchs­glas pro­duziert, doch der Betrieb war nicht kos­ten­deck­end, da er im Gegen­satz zu anderen Hüt­ten mit Holz feuerte. Die Hütte wurde wegen zu hoher Schulden ver­steigert, aber auch der Nach­fol­ger, Jakob Stenger, ging bankrott. Das Gebäude ver­fiel zunehmend und die Pro­duk­tion wurde um 1754 eingestellt. Weit­ere erfol­glose Besitzer fol­gten, bis der Betrieb von der Fam­i­lie Hus­song-Riesch über­nom­men wird. Auch nun ließen größere geschäftliche Erfolge auf sich warten, bis das gesamte Are­al samt Häusern, Nebenge­bäu­den, Wiesen und Ack­er um 1900 an Lud­wig Pauly ging, der es durch den Zukauf von Land noch erweit­erte. „Fast das gesamte Glashüt­ter­tal bis hin­auf zur Glashüt­ter Dell, wo die heutige Edel­weißhütte ste­ht, gehörte damals den Paulys“, wie unter https://t1p.de/8motp (Zugriff: 21.07.2022) zu lesen ist. Darunter ist auch das Anwe­sen von Peter Rau, auf dessen Land ein Hof mit Stal­lun­gen und Schup­pen ste­ht (heutiges Park­platzgelände am Glashüt­ter­hof), für den Rau eine Schanker­laub­nis hat­te. Der Hof wurde zur ersten Wirtschaft auf dem Glashüt­ter­hof. Nach mehreren Besitzer­wech­seln über­nahm 1963 eine Fam­i­lie Denne (heute Dumont) die Gast­wirtschaft, die ihre Gäste noch heute unter dem Namen „Restau­rant zur Rohrbach­er Glashütte“ mit tra­di­tioneller deutsch­er Küche und neuen Ideen bewirtet (https://www.rohrbacher-glashuette.de)

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