Prüfen-Rufen-Drücken

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Notärztin Claudia Meyer Lang drückt auf der Übungspuppe und erklärt den Kindern der 3 c spielerisch die Wiederbelebung. Im Hintergrund: v.l.n.r. Peter Zwirner, Geschäftsführer Kreiskrankenhaus, Lehrerin Frau Engler, stellv. Schulrektorin Petra Röser und Beigeordneter für Sicherheit & Ordnung und Ortsvorsteher, Markus Hauck - Foto: © G.Faragone

Grundschüler lernen lebensrettende Maßnahmen auf spielerische Weise

Mit einem laut­en „Bumm“ lässt sich Jan auf den Boden fall­en. Er ist Schüler der Klasse 3c in der Pestalozzi-Grund­schule, Depen­dance Has­sel. Jan möchte Schaus­piel­er wer­den und wurde von Dr. Clau­dia Mey­er-Lang aufge­fordert, so zu tun, als sei er ohn­mächtig. Der Grund für dieses kleine Schaus­piel? Dr. Mey­er-Lang erk­lärt den Kindern ein­fühlsam und gle­ichzeit­ig ein­prägsam, was in einem Not­fall zu tun ist, also wenn sie eine leblose, bewusst­lose Per­son vorfind­en. „Woran erken­nt ihr, ob die Per­son vielle­icht nur schläft?“, fragt sie. „Richtig: Der erste Schritt heißt ‚Prüfen‘. Sprecht die Per­son an, rüt­telt sie an der Schul­ter oder zwickt ihr in den Arm. Wenn sie sich bewegt, ist sie nicht bewusst­los.“ Jan kichert, als sie ihn am Arm schüt­telt. Aber dann wird es ern­ster.

Und wenn die Per­son sich nicht bewegt? Dann kommt der zweite Schritt und den ken­nen die Kinder bere­its gut: „Wir rufen 112, also den Ret­tungs­di­enst an!“, rufen sie laut durcheinan­der. „Richtig pri­ma! Der zweite Schritt heißt ‚Rufen‘“, lautet das Lob der Notärztin und Chefärztin der Anäs­the­sie im Kreiskrankhaus St. Ing­bert. Dann fol­gt der dritte Schritt: „Drück­en“ und der ist gar nicht so ein­fach. An eini­gen Dum­mys ler­nen die Kinder nun, mehrere Minuten im Rhyth­mus 100-mal pro Minute fest auf den Brustko­rb zu drück­en. Denn es kann mehrere Minuten dauern, bis das Herz wieder schlägt und das Gehirn wieder mit Sauer­stoff ver­sorgt wird. Dabei sin­gen sie das Pip­pi-Langstrumpf-Lied, so prä­gen sie sich die Tätigkeit und der Rhyth­mus per­fekt ein. Erst wenn der Ret­tungs­di­enst ein­trifft, dür­fen die Kinder mit dem Drück­en aufhören.

Notärztin Claudia Meyer Lang drückt auf der Übungspuppe und erklärt den Kindern der 3 c spielerisch die Wiederbelebung. Im Hintergrund: v.l.n.r. Peter Zwirner, Geschäftsführer Kreiskrankenhaus, Lehrerin Frau Engler, stellv. Schulrektorin Petra Röser und Beigeordneter für Sicherheit & Ordnung und Ortsvorsteher, Markus Hauck - Foto: © G.Faragone
Notärztin Clau­dia Mey­er Lang drückt auf der Übungspuppe und erk­lärt den Kindern der 3 c spielerisch die Wieder­bele­bung. Im Hin­ter­grund: v.l.n.r. Peter Zwirn­er, Geschäfts­führer Kreiskranken­haus, Lehrerin Frau Engler, stel­lv. Schul­rek­torin Petra Rös­er und Beige­ord­neter für Sicher­heit & Ord­nung und Ortsvorste­her, Markus Hauck

Das Pro­jekt ist Teil der Vor­gaben aus den Leitlin­ien der deutschen und europäis­chen Gesellschaft für Wieder­bele­gung. „In den let­zten Jahren hat sich gezeigt, dass Deutsch­land im Bere­ich der Laien­an­i­ma­tion noch „Entwick­lungs­land“ ist, da nur ein geringer Teil der Bevölkerung weiß, was bei einem Kreis­lauf­still­stand zu tun ist“, erk­lärt Dr. Mey­er-Lang. „Die Fachge­sellschaften fordern daher zunehmend, bere­its Grund­schüler an Wieder­bele­bungs­maß­nah­men her­anzuführen.“ Sie selb­st kam mit diesem Pro­jekt zu ihrer Zeit am Saar­brück­er Win­ter­berg-Kranken­haus in Kon­takt und trägt ihre Begeis­terung dafür bis heute weit­er. So entwick­elte sie das Pro­gramm „Prüfen-Rufen-Drück­en“ (PRD) und stellte es Bürg­er­meis­terin und Grund­schul­rek­torin Nadine Back­es vor. Diese machte sofort in allen Grund­schulen St. Ing­berts dafür Wer­bung. Das Kreiskranken­haus St. Ing­bert ist eben­falls von der Bedeu­tung des Pro­jek­ts überzeugt und finanzierte die Anschaf­fung der notwendi­gen Übungsphan­tome. „Dank des Engage­ments von Frau Dr. Mey­er-Lang und mit der Unter­stützung der Stadt St. Ing­bert kom­men wir damit gemein­sam den Forderun­gen der Fachge­sellschaften vor­bildlich nach“, bekräfti­gen der Geschäfts­führer des Kreiskranken­haus­es St. Ing­bert Peter Zwirn­er und Ärztlich­er Direk­tor PD Dr. med. Oliv­er Adam ein­stim­mig.

Das Pro­jekt musste coro­n­abe­d­ingt ver­schoben wer­den, wurde nun aber in der Grund­schule in Has­sel ges­tartet und wird für alle 3. Klassen in St. Ing­bert ange­boten. Damit sei St. Ing­bert ihres Wis­sens nach zumin­d­est saar­landweit die erste Kom­mune, in der alle Schüler ein­er Klassen­stufe zum The­ma Wieder­bele­bung geschult wer­den, fügt die Ärztin hinzu. „Es wäre schön, wenn es gelänge, alle Schüler bun­desweit zu erre­ichen, es in jed­er Jahrgangsstufe zu wieder­holen und auch in andere Fäch­er einzu­binden“, hofft die engagierte Notärztin. Und betont lachend: „Was Hän­schen schon lernt, wird Hans per­fekt kön­nen!“

„Das ist wirk­lich wichtig. Und die Kinder haben gar keine Berührungsäng­ste“, staunt Markus Hauck, Ortsvorste­her von Has­sel. „Dank dieses Pro­gramms wer­den sie sich die leben­sret­ten­den Maß­nah­men bis ins Erwach­se­nenal­ter merken.“ In Vertre­tung von Rek­torin Nadine Back­es sind Kon­rek­torin Petra Rös­er und Klassen­lehrerin Frau Engler bei der ersten Schu­lung im Rah­men des Pro­gramms dabei. Bei­de freuen sich darüber, dass Dr. Mey­er-Lang bei diesem wichti­gen The­ma einen so guten Draht zu den Kindern habe.

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