Albert Winkler blickt zurück auf 100 Lebensjahre

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Fotos: © Maria Müller-Lang

Fesch sieht er aus, trotz sein­er unglaublichen 100 Jahre, denn diesen Ehrenge­burt­stag durfte Albert Win­kler Anfang Mai feiern. Sein Hemd im bay­erischen Tra­cht­en­stil weist auf seine Herkun­ft hin, eben­so sein bay­erisch­er Dialekt, den er auch nach so vie­len Jahren im Saar­land nicht ver­leug­nen kann. Ursprünglich stammt der rüstige Senior aus Pfar­rkirchen in Nieder­bay­ern, ist aber mit sein­er Ehe­frau Mar­liese schon 1954 nach St. Ing­bert gezo­gen. Dass sich die gebür­tige St. Ing­ber­t­erin und der Nieder­bay­er ken­nen­lern­ten, war — wie so oft — rein­er Zufall. Die Fam­i­lie von Mar­liese wurde in den let­zten Kriegs­jahren evakuiert und fand im Haus der Fam­i­lie Win­kler in Pfar­rkirchen eine Unterkun­ft. Als der ältere Brud­er von Albert Win­kler aus dem Eltern­haus aus­zog, wollte Albert gerne die kleine Woh­nung beziehen, damit das Woh­nungsamt die Zim­mer nicht beschlagnah­men kon­nte. Aber dazu musste er ver­heiratet sein. Und da ihm die Mar­liese sowieso gut gefiel, hielt er um ihre Hand an, und so fand 1946 die Trau­ung statt. Diese Ehe, mehr oder weniger aus der Not geboren, hielt unglaubliche 72 Jahre und Albert Win­kler blickt glück­lich zurück: “Ich hat­te eine liebe Ehe­frau, die sehr gut kochen und back­en kon­nte. Es gab schöne und schwierige Zeit­en, aber zusam­men haben wir alles gepackt.”

Fotos: © Maria Müller-Lang
Fotos: © Maria Müller-Lang

Den Entschluss, 1954 mit ihren bei­den Kindern zurück ins Saar­land zu ziehen, trafen sie gemein­sam. Auss­chlaggebend war die auf­strebende Indus­trie im Saar­land und die Aus­sicht auf einen neuen Beruf. Als gel­ern­ter Schrein­er und Handw­erk­er mit Herzblut kam eine Bürotätigkeit für ihn nicht in Frage. So erlernte er bei der Post den Beruf des Fer­n­melde­tech­nikers und half beim Auf­bau der mächti­gen Holz­mas­ten. Beson­ders gern klet­terte er mit den Steigeisen an den Füßen die Mas­ten empor und arbeit­ete in schwindel­nder Höhe: “Es mag sein, dass mir deshalb die Knie wehtun. Aber das dür­fen sie auch, die sind schließlich genau­so alt wie ich.”

Beliebt war er bei seinen Kol­le­gen, war doch der Bay­er immer zu einem Späßchen aufgelegt. “Ich habe mein ganzes Leben lang gern gear­beit­et. Wenn es mal Stre­it­igkeit­en gab, habe ich immer ver­sucht, alles friedlich zu lösen. Das war mir wichtig im Leben”, resümiert Albert Win­kler. Dankbar ist er auch darüber, dass er in Kriegs­jahren nie ein Gewehr in die Hand nehmen musste, da er ein wichtiger Arbeit­er im Fer­n­melde­di­enst weit ab von der Front war.

Fotos: © Maria Müller-Lang
Fotos: © Maria Müller-Lang

Glück­wün­sche der Min­is­ter­präsi­dentin, des Lan­drates, des Ober­bürg­er­meis­ters und der Ortsvorste­herin  

Neben den zahlre­ichen Grat­u­lanten aus dem Fam­i­lien- und Fre­un­deskreis über­brachte Ortsvorste­herin Irene Kaiser nun auch die her­zlich­sten Glück­wün­sche des Ober­bürg­er­meis­ters Dr. Ulli Mey­er: “Lieber Herr Win­kler, im Namen des Ober­bürg­er­meis­ters grat­uliere ich ganz her­zlich und wün­sche Ihnen noch ein paar schöne Jahre bei guter Gesund­heit. Behal­ten Sie vor allen Din­gen Ihren Humor und Ihre bay­erische Lebens­freude.” Min­is­ter­präsi­dentin Anke Rehlinger grat­ulierte mit einem Präsent von Villeroy & Boch, von Lan­drat Dr. Theophil Gal­lo gab es ein Geldgeschenk und die Stadt St. Ing­bert über­re­ichte eine große Biosphärenkiste. Anschließend ver­las Irene Kaiser die entsprechen­den Grat­u­la­tion­ss­chreiben, die Albert Win­kler aufmerk­sam anhörte. Er bedank­te her­zlich sich für die vie­len Geschenke und die guten Wün­sche.

Fotos: © Maria Müller-Lang
Fotos: © Maria Müller-Lang

Seit zweiein­halb Jahren lebt der Hun­dertjährige im Fidel­ishaus und fühlt sich dort sehr wohl. “Ich bin gut unter und habe alles, was ich brauche”, erzählt er zufrieden. “Mor­gens und abends tele­foniere ich mit mein­er Tochter, die mich auch regelmäßig hier besucht. Beson­dere Freude machen mir meine drei Enkel und fünf Urenkel.” 

Während der Unter­hal­tung winkt er ein­er älteren Dame mit Rol­la­tor zu, die auf dem Weg zum Speis­esaal ist. “Der Albert ist ein toller Mann”, ruft sie uns zu, während dieser ver­schmitzt lächelt und die Dame als seine Tis­chnach­barin vorstellt. “Ich werd mich zam­reiße, damit Ihr mich näch­stes Jahr an meinem Geburt­stag wieder besuchen kommt”, lächelt er und ste­ht, ganz Gen­tle­men der alten Schule, zur Ver­ab­schiedung auf.   

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