Ilse Hasse feierte ihren 100. Geburtstag

Am 100. Geburtstag von Ilse Hasse (Bildmitte) gratulierten auch Ortsvorsteherin Irene Kaiser (links) und Ulrike Mauß vom Saarpfalz-Kreis - © Mitarbeiterin Fidelishaus

„Aber jet­zt kann ich wieder machen, was ich will“, fügte sie bei einem Gespräch einige Tage nach ihrem Ehrentag hinzu. Und sie hat wirk­lich viel zu tun: Es gilt, ein Leben voller Höhen und Tiefen, Men­schen, Erin­nerun­gen und Orten zu sortieren. „Ich habe immer aufgeschrieben, was mir wichtig war. Heute habe ich damit ein Gerüst, eine Art Leit­er, die mir hil­ft, mich zurechtzufind­en“, erk­lärte die unglaublich agile Dame mit dem fre­undlichen Lächeln. Und schon stand sie auf, um ihre Fotos, Büch­er und Bilder zusam­men­zusuchen, anhand der­er sie aus ihrem Leben erzählt.

Geboren am 21. März 1923 in Ham­burg waren später Berlin, Wies­baden, wiederum Ham­burg, Mexiko, St. Ing­bert-Reichen­brunn und nun das Fidelis-Senioren­heim ihr Zuhause. Vier Kinder hat sie, davon ist eines nach 21 Tagen ver­stor­ben. Die verbleiben­den drei leben heute in Mexiko, Schot­t­land und Pader­born – nicht ger­ade um die Ecke. „Aber wir tele­fonieren sehr oft, das ist, als würde man sich sehen“, über­legt Frau Has­se. Sie habe nicht vorge­habt, 100 Jahre zu wer­den „und ich habe mehrmals die Chance gehabt, mich zu ver­ab­schieden“, lenk­te sie ein. So zum Beispiel beim Bombe­nan­griff auf Dres­den am 13. Feb­ru­ar 1945, als sie zufäl­lig in der Stadt war.

Dol­metscherin war ihr Beruf­swun­sch nach dem Abitur, aber alles kam anders. „Ich habe meinen Schul­fre­und Moritz Has­se wieder­getrof­fen und mich in ihn verk­nallt“, erin­nert sie sich. „Dann hat er mich gefragt: ‚Warum heirat­en wir nicht?‘“ Das junge Paar fol­gte dem Schwiegervater nach Mexiko. Es grün­dete ein Waisen­haus, das nach eini­gen Jahren wieder geschlossen wer­den musste. „Danach begann die vielle­icht glück­lich­ste Zeit in meinem Leben“, erzählte Ilse Has­se. Die Fam­i­lie wohnte in einem Haus mit großem Garten, in dem die Kinder spie­len kon­nten. Ilse war an vie­len The­men inter­essiert und las sehr viel. Sie eroberte sich einen Platz am Astronomis­chen Insti­tut der Uni­ver­sität Mexiko, wo sie viel Lern­stoff nach­holte und sich zur Assis­tentin hochar­beit­ete. 27 Jahre arbeit­ete sie an der Uni, in dieser Zeit starb ihr Mann. Einige Jahre später ent­deck­te sie ihre Liebe zur Malerei wieder, kündigte ihren Job und lebte von der Malerei.

Ihre Texte und Bilder sind lebendi­ge Zeug­nisse ihres bewegten Lebens. 2009 kam sie nach Deutsch­land zurück, lebte einige Jahre in Reichen­brunn und nun seit 2018 im Fidel­ishaus. Hier sortiert sie täglich ihre Werke und Erin­nerun­gen. „Ich bin kein lebendi­ges Geschichts­buch, son­dern ein Geschicht­en­buch“, erk­lärte sie. Und mit ihren Geschicht­en im Kopf und im Herzen wagt sie den Blick nach vorn: „Wenn ich meine Fotos geord­net habe, mache ich vielle­icht nochmal ein Buch oder etwas Anderes daraus.“ – und dabei blitzten ihre Augen.

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